Was sind überhaupt meine Werte?

Written by on 31. Mai 2021

Was sind überhaupt meine Werte?

Als ich kürzlich über Integrität geschrieben habe, da wurde ich gefragt, wie man denn überhaupt herausfindet, was die wichtigsten eigenen Werte sind. In diesem Blogbeitrag möchte ich über einige einfache Ansätze schreiben, um sich den eigenen Werten anzunähern und diese Werte „scharf zu stellen“.


Der wirklich einfache Weg zu deinen drei Kernwerten

Nein, diese Methode erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, aber in Trainings oder Coachings führt sie doch immer wieder zu Aha-Effekten und ist nicht selten der Einstieg in eine tiefergehende Beschäftigung mit den eigenen ganz persönlichen Werten. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie lange diese Übung auch bei mir nach dem ersten Mal noch nachgewirkt hat:

  • Beginne damit, dass du zunächst einmal deine zwanzig wichtigsten Werte aufschreibst. Von A wie Aufrichtigkeit über M wie Mut bis Z wie Zuverlässigkeit kann das alles sein, was für dich von Bedeutung ist. Das hört sich nur im ersten Moment viel an. Fang einfach an. Du wirst sehen, dass es viel leichter ist, als du gerade denkst. Schreib die Werte auf, die dir selbst wichtig sind. Die, die du bei deinen Freundinnen oder beim Partner besonders schätzt. Die, die du bei deinem Team oder deiner Vorgesetzten unbedingt erkennen möchtest. Bleib im Schreibfluss. Denk noch nicht viel nach, gib deinem Bauchgefühl Raum. Du wirst schnell merken, dass du dich eher abbremsen musst. Lass die Liste dann aber nicht immer länger werden.
  • Lies dir die Liste noch einmal durch und achte darauf, wie sich das anfühlt. Mit welchen Werten bist du mehr in Resonanz und mit welchen weniger? Was lösen die einzelnen Werte beim Lesen in dir aus? Jetzt geht es darum, zehn Werte wieder zu streichen. Nein, die Werte die gestrichen werden sind deswegen nicht unwichtig. Es geht einfach nur darum, die Liste von zwanzig auf zehn Punkte zu reduzieren. Jetzt nimm dir gerne etwas mehr Zeit. Manchmal steckt ein Begriff auch schon in einem anderen mit drin und es braucht keine Doppelung. Und manchmal musst du dich auch entscheiden. Taste dich voran. Wie fühlen sich einzelne Werte an? Wo ist mehr oder intensivere Resonanz? Vielleicht brauchst du anschließend eine Pause, um die zehn verbleibenden Werte etwas sacken zu lassen. Nimm dir die Zeit.
  • Nun wird es spannend. Noch spannender. Wähle aus deinen verbliebenen zehn Werten die drei wichtigsten aus. Wenn du auf alles verzichten musst, nur nicht auf diese drei Werte, welche sind das dann? Welche drei Werte sind für dich unverzichtbar? Welche drei Werte zählen bei dir in jeder Situation und unter allen Umständen? Welche sollen in Zukunft vielleicht noch mehr bestimmen, was du tust und was du lässt?

Das ist ein Weg, um herauszufinden, welche Werte dir wichtig sind. Und über den Prozess der Reduzierung der zwanzig „Einstiegswerte“ zu deinen drei persönlichen Kernwerten geht es schon ein wenig zur Sache. Aber es schafft Klarheit.


Der Weg über die inhaltliche Auseinandersetzung

Wenn du dich zunächst lieber mit inhaltlichen Aspekten deiner Werthaltung auseinandersetzen willst oder auch, wenn du die drei Werte aus der vorherigen Übung nochmal auf ihre Bedeutung für dich hin prüfen willst, dann kannst du es mit deiner persönlichen „Grabrede“ versuchen.

Der Begriff klingt zunächst nicht gerade erfreulich – schließlich verdrängen wir Gedanken an den Tod meist wo wir nur können. Dennoch hat diese Übung viel Potenzial:

Stell dir vor, du beobachtest deine eigene Beerdigung. Dort hält jemand eine Grabrede für dich. Es geht vor allem um deine Werte und darum, was dir in deinem Leben wichtig war. Und du kannst diese Grabrede schon jetzt vorbereiten. Setz dich also hin und verfasse dein Wunsch-Manuskript für diese Rede:

  • Worüber wird dort aus deinem Leben berichtet?
  • Welche Geschehnisse und Entwicklungen in deinem Leben stehen besonders im Vordergrund und verkörpern die Werte, die dir wichtig sind?
  • Über welche deiner Erfolge soll berichtet werden und wie hängen sie mit deinen wichtigsten Werten zusammen?

Schreib wirklich den genauen Wortlaut auf. Lies ihn mehrmals und entwickle ihn weiter, damit die Rede immer besser, aussagekräftiger und punktgenauer wird. Und dann wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit ziemlich gut sehen können, was dir in deinem Leben wichtig ist. Welche Werte für dich wirklich von Bedeutung sind. Ob du sie schon so lebst, wie du es dir wünschst. Auch so kann Klarheit entstehen – wenn du dich an diese Übung herantraust …


Die Übung für deine berufliche Rolle

Deine Kernwerte sind etwas, was dich in allen deinen Rollen begleitet – im Beruf, in der Familie, als Freund:in. Sie sind auch ein ziemlich stabiler Bestandteil deines Lebens und ändern sich nicht so ohne weiteres. Manchmal steht aber zum Beispiel ein Wert in deiner beruflichen Rolle stärker im Vordergrund. Darum hier noch eine kleine Übung um insbesondere die Werte zu klären, die bei dir im beruflichen Kontext im Vordergrund stehen:

Stelle dir zwei besondere Situationen in deinem Berufsleben vor und schreibe sie auf:

1. Welche berufliche Situation war für dich ein unglaubliches Highlight? Welches berufliche Erlebnis war so unerhört befriedigend und erfüllend für dich, so sinnerfüllt und gut für die Welt, für deinen Kunden oder dein Team, dass du an diesem Tag auf dem Weg nach Hause zu dir selbst gesagt hast: „Diesen Job heute hätte ich auch gemacht, wenn ich keinen Cent dafür bekäme. Ich wünschte, es wäre immer so.“

2. Welches Ereignis im Beruf, das dir widerfahren ist, steht für das genaue Gegenteil? Welche Situation willst du unter keinen Umständen je wieder erleben? Welches Geschehen hat dich zu der Erkenntnis veranlasst, dass du dringend wahlweise einen neuen Job, einen neuen Chef oder eine neue Firma brauchst, wenn dir etwas ähnliches auch nur ansatzweise nochmal passiert?

Suche in beiden Geschichten nach den dahinterliegenden Werten. Mit welchen deiner wichtigen Werte warst du in der ersten Situation im Einklang, in Resonanz? Welche deiner Kernwerte wurden im zweiten Beispiel verletzt? Welche Werte kristallisieren sich bei dieser Übung als für dich wichtig heraus? Welche machen dich aus?

Das sind drei der Übungen, mit denen du dich deinen Werten nähern und sie fokussieren kannst. Es macht Sinn, nicht nur eine Übung zu machen, sondern sich dem Kern aus unterschiedlichen Richtungen zu nähern. Das verhilft deinen Erkenntnissen zu mehr Sicherheit. Es lohnt sich auch, Übungen zu den eigenen Werten nicht nur ein Mal durchzuführen, sondern sie zum Beispiel ein Mal im Jahr zu aktualisieren und sich so immer wieder seiner selbst zu vergewissern. Und vor allem ist es sinnvoll, sie sich immer wieder in Erinnnerung zu rufen. Damit du sie jederzeit in deine Entscheidungen und dein Handeln einfließen lassen kannst.

Mir ist durch solche Übungen und Reflexionen letztlich klar geworden, auf welchen Kernwerten mein Leben basiert. In meinem Fall sind es Liebe, Integrität und Autonomie. Und es hat sich gelohnt, das herauszuarbeiten und zu klären.


Wie ist deine Meinung dazu?

Mit welcher Übung kommst du am besten zurecht? Und vor allem, was sind deine Kernwerte?

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